Bernsteinstraße

Als Bernsteinstraße werden verschiedene Handelswege des Altertums bezeichnet, auf denen u.a. Bernstein von der Nord- und Ostsee nach Süden in den Mittelmeerraum gelangte. Genau genommen handelt es sich nicht um eine Bernsteinstraße, sondern um mehrere, unabhängig voneinander entstandene Handelswege, die im Laufe des Altertums für den Transport von Bernstein und anderer Handelsgüter genutzt wurden.


Bernsteinstrassen (mit freundlicher Genehmigung des Baltischen Bernsteinmuseums vom 09.11.14 www.ambergallery.lt)

 

Die Seeroute

Von der Nordsee bis ins Mittelmeer

Die Seeroute verlief von der Nordsee über den Ärmelkanal, den Atlantik und die Straße von Gibraltar bis ins Mittelmeer. Auf ihr wurde der Bernstein von der Cimbrischen Halbinsel (Jütland) bis in den Nahen Osten gebracht. In den Pharaonengräbern konnten unter anderem Skarabäen aus Bernstein  gefunden werden. Es ist nicht klar ob die Seeroute bis Jütland durchgehend von den Phöniziern befahren wurde oder über Mittelsmänner - den Liguren, die an den Küstenabschnitten an der Loiremündung siedelten - erfolgte.

Westliche Bernsteinstraße

Von der Nordsee entlang des Rheins und der Rhone zum Mittelmeer

Die westliche Bernsteinstraße führte von der Nordsee entlang der Maas bzw. des Rheins, weiter entlang der Saone und Rhone bis zum Mittelmeer bei Marseille. Diese Stadt war eine griechische Gründung über die wichtige Handelsbeziehungen zwischen den Griechen und den Kelten getätigt wurden.

Bernstein- und Zinnstraße

Von der Wesermündung zum Mittelmeer

Die Bernstein- und Zinnstraße verlief von Frankfurt nach Bremen und war der Vorläufer der späteren Weinstraße bzw. des Frankfurter Wegs. Sie ging über Butzbach, Marburg, Korbach, Frankenberg und Paderborn, östlich der Porta Westfalica (Minden) entlang der Weser über die Geesthöhen bis Bremen.

Mitteldeutsche Landroute

Von der Nordsee entlang der Elbe über Regensburg nach Norditalien

Von Norditalien kommend führte die Handelsroute über die Alpen entlang des Inns bis Passau. Dort splittete sie sich in eine westliche Route über Regensburg und eine östliche Route über Prag. Dies führte entlang von Moldau und Elbe nach Magdeburg. Die Route über Regensburg führte an der Regen nach Norden über das Fichtelgebirge bis zur Elbe bei Magdeburg Beide Routen vereinigten sich dort und trafen auf zwei Routen aus dem Norden, die eine von der Elbmündung, die andere von den Bernsteinvorkommen in der Danziger Bucht. Der Verlauf der Route zwischen Elbmündung und Adria ist als Handelsweg bereits für die Zeit ab 2500 v. Chr. nachgewiesen.

Die römische Bernsteinstraße

Von den Bernsteinvorkommen bei Danzig über Carnuntum nach Aquileia an der Adria

Falls von „der“ Bernsteinstraße gesprochen wird, ist in der Regel die Route von Aquileia – wichtigste Hafenstadt an der Adria, das erst mit dem Aufstieg Venedigs seine Vorherrschaft verlor – zu den Bernsteinvorkommen an der Ostsee bei Danzig die Rede. Sie wurde im ersten Jahrhundert n. Chr. vom Mittelmeer bis nach Carnuntum an der Donau - Hauptstadt der römischen Provinz Pannonien - ausgebaut. Der Verlauf dieser römischen Bersteinstraße ist in der Tabula Peutingeriana verzeichnet. Auch Plinus der Ältere (23-79 n.Chr.) berichtet, dass auf dieser Straße Bernstein von der Ostseeküste nach Aquileia transportiert wurde.

Der bereits in vorrömischer Zeit bedeutende Handelsweg verlief von der Danziger Bucht entlang der Weichsel und ihrer Nebenflüsse durch die Mährische Pforte, folgte danach der March und überquerte bei Carnuntum rund 50 km östlich von Wien die Donau. Unter Umgehung der Alpenpässe verlief die Straße von Carnuntum, Scarabantia (Sopron/Ödenburg), Colonia Claudia Savaria (Szombathely/Steinamanger) und Poetovio (Ptuj/Pettau) über Emona (Laibach, Ljubljana) nach Aquileia. Zwischen Sopron und Szombathely führte die Bernsteinstraße durch das Mittelburgenland (Bezirk Oberpullendorf), ein für Rom bedeutsames keltisches Eisenerzgebiet.

Die griechische Bernsteinstraße

Von den Bernsteinvorkommen bei Danzig entlang der Weichsel nach Santorin und Mykene

Die griechische Bernsteinroute verlief vom Weichseldelta entlang der Weichsel und Dnjestr bis zur Mündung in das Schwarze Meer und von dort auf dem Seeweg bis nach Santorin und Mykene.

Von der Danziger Bucht zum Ärmelkanal

Von der Ostsee an den Ärmelkanal

Als Alternative zum Seeweg mit der Umsegelung von Jütland, gab es eine Landroute die von Samland quer durch Nordeuropa über den Ärmelkanal nach England führte. Das erste Teilstück folgte von Danzig nach Magdeburg und hatte dort Anschluss an den Dietweg. Dieser verlief nördlich des Harz zur Weser in Höhe von Höxter mit Anschluss an den Hellweg über Paderborn, Soest, Dortmund, Essen nach Duisburg und von dort über den Rheinübergang westwärts in Richtung Kanalküste nach England. Nicht unbedingt den klassischen Bernsteinstraßen zugeordnet, erfolgte der Handel seit mehr als 5000 Jahren über diese Route.